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Caroline-Sophie
Pilling-Kempel
Wissenschaft. Mensch. Dialog. DGS-Video zu dieser Webseite DGS-Video

Forschungsschwerpunkt

Ich bin Wissenschaftlerin in der Qualifizierungsphase an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg (Fachbereich: Kulturelle Bildung)
und Stipendiatin nach dem Landesgraduiertenförderungsgesetz (LGFG).

Mein Dissertationsprojekt trägt den Arbeitstitel:

Die Normalität des Hörens.
Charakterisierung einer Hörendenkultur aus der Perspektive von Gehörlosen und Hörenden

Wir leben in einer hörenden Welt, innerhalb eines hörenden Normen- und Wertesystems (vgl. Ugarte Chacón 2015: 60). Hörend-sein ist normal (für Hörende). Diese vermeintliche Normalität als Normalität mit Hegemonialanspruch zu begreifen ist eine Anstrengung, die es sich lohnt unternommen zu werden, um einerseits aufmerksam zu machen, dass diese Normalität der Mehrheitsgesellschaft für andere eine Barriere bzw. Repression darstellt und andererseits ein machtgeleitetes Spannungsverhältnis von Behinderung und Nichtbehinderung erst eröffnet (vgl. Schneider & Waldschmidt 2012: 147). Für Gehörlose ist Hören nicht normal. Gehörlose begründen ihre Kultur, die Gehörlosenkultur, der sie den Begriff der ‚Hörendenkultur‘ gegenüberstellen, der bislang nicht weiter konkretisiert ist (vgl. Pilling 2022: 140). Kein Hörender identifiziert sich als hörend. Eine Hörendenkultur ist bislang nicht terminiert. 

Das Forschungsvorhaben untersucht eine Kulturalität von Hörenden, die die gesellschaftlichen Verhältnisse konstituieren und die auf diese zurückwirken. Angesichts der Kulturalitätsbeschreibung Gehörloser in der Benennung der Gehörlosenkultur wird kontrastierend erforscht, wie Hören kulturell zu charakterisieren ist und welche Bedeutung diese Charakterisierung für die Normativsetzung von Hören als Normalität hat. Dazu werden Gehörlose und Hörende zu ihrer jeweiligen Fremd- und Eigenwahrnehmung in ihrer Lebenswelt (Bildung, Kunst, Politik) über Wahrnehmungsmodi des Hörens befragt sowie teilnehmend beobachtet, um latente Sinnzusammenhänge über das Verständnis von Normalität bspw. in Kunst und Alltag erschließen zu können. Das Methodendesign entspricht den Prinzipien qualitativer Sozialforschung. Angestrebt wird über Einzelfallanalysen die Rekonstruktion allgemeiner Bedeutungsmuster des hörenden kulturellen Körpers. Ich beziehe mich in meiner Forschung auf den deutschen Sprachraum (Deutschland).

Literatur:

Pilling, Caroline-Sophie (2022): Gehörlose und Hörende. Raummodellierung im Kontext von Behinderung und Interkulturalität. transcript Verlag. Bielefeld.

Schneider, Werner & Waldschmidt, Anne (2012): Disability Studies. (Nicht-)Behinderung anders denken. In: Stephan Moebius, Kultur.
Von den Cultural Studies bis zu den Visual Studies. transcript Verlag. Bielefeld, S. 128-150.

Ugarte Chacón, Rafael (2015): Theater und Taubheit. Ästhetiken des Zugangs in der Inszenierungskunst. transcript Verlag. Bielefeld.